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Saturday, February 26, 2005

Saturday Reflection

So it's Saturday afternoon, snow falling, brain worn out from reading about brain images (more on that on an another occasion), i. e. the perfect time for a blog entry and some reflection on the course of my Doppelstudium-project (note to me: think of better name for project).

I have decided to switch in my entries between German and English for no particular reason; maybe I want to get some more practice in English in preparation for my upcoming stay in the US. But since I supposedly have none or extremely few readers it's my business anyway (if anyone complains, I might give it another consideration). But enough introductory remarks---let's get to the core of things.

That is, the topic of starting to study an additional subject (there seems to be no direct translation of "Doppelstudium"; I suppose because it is impossible to do something similar in the Anglo-American university system). This project has gotten a bit out of focus for different reasons:
First, I have contacted the office for student guidance of the FU for information on the respective regulations. Contrary to my expectations, I received an immediate response (very immediate, indeed: they called me three hours after I had sent them an e-mail) that was on first sight very positive: at the FU it possible to study one major and have the usually needed second major substituted with another completed diploma (i. e., psychology in my case). For confirmation I will have to contact the Magisterprüfungsbüro at Humboldt, but I suppose they will have similar regulations like the FU. However, something the counselor said made me a bit doubtful: He asked me, if I regarded it necessary to start another, additional subject or if it wouldn't suffice to visit courses in European ethnology and invest my energy in an interdisciplinary Ph. D. thesis. "Collecting same-status diplomas might not be of much use in itself ..." Currently, I am not sure of that and plan to do further inquiries in this direction (Studienstiftung and ...?).
Second, a remark by HS has shown me another perspective: he strongly recommended to try to complete a degree when I will be at Cornell. This will be very difficult, I suppose, but if it is possible it would render the ethnology-plans irrelevant. Anyway, that is something I can only decide when I'm in the US.
A third factor, a very practical one, lies in the reform of studies: in the coming winter term the Institute for European Ethnology will introduce the new BA/MA-system. Maybe it is possible to be admitted to a higher semester (at that time I will have completed a Schein in the Fidgety Philipp-seminar) but if not, my plans are dead. I wouldn't have expected that the BA/MA-crap would have such immediate influence on my studies.

As you can see, things have gotten more plain in some respects but at the same time more complex in others. Therefore, I will try to sort things out as far as I can on the side of the "hard" factors and then decide on that basis.

Sunday, February 20, 2005

Kritik der Veranstaltung -- Veranstaltung der Kritik

Grrrrrrrr! Wie ich dieses Wortspiel (oder sollte ich sagen: Spiel der Worte -- Worte des Spiels?) hasse! "Macht der Diskurse -- Diskurse der Macht", "Rassismus der Mitte -- mitten im Rassismus", und heute nun "Angst des Terrors -- Terror der Angst".

Aber keine Sorge, mein Urteil über die Qualität des Veranstaltungstitel korreliert nicht mit demjenigen zu ihr selbst. Eher im Gegenteil. Warum ich mich überhaupt an einem Sonntag um zwölf Uhr auf den Weg in den tiefen Westen Berlins gemacht habe, war eine kleine Notiz in der Berliner Zeitung. Dort war eine Diskussionsveranstaltung unter dem Titel "Terror und Angst" (wahrscheinlich war der BerlZ der eigentliche Titel zu peinlich) mit Carolin Emcke und Philipp Sarasin angekündigt, und da ich bekennender Fan von Sarasin und seiner Foucauldianischen Herangehensweise an Geschichte bin, wollte ich mir die Gelegenheit, ihn einmal live zu sehen, nicht entgehen lassen. Frau M sowie C aus der Europäischen Ethnologische hatten eigentlich auch Interesse bekundet, ließen sich aber wohl vom ungünstigen Termin abschrecken.

Die Ankündigung in der Zeitung trug nicht nur den falschen Titel, sie unterschlug auch den zweiten Mann auf dem Podium (Carolin Emcke, Kriegsreporterin und Redakteurin beim Spiegel, trat als Gastgeberin bzw. Moderatorin auf): der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP).

Sarasin machte nach einigen einleitenden Bemerkungen von Carolin Emcke den Anfang mit einem kurzen Filmausschnitt aus einer "BBC exklusiv"-Reportage, in der das Eindringen von Viren in den Körper und die Reaktion des Immunsystems darauf als Shoot-em-up-Videospiel dargestellt wurde. Darauf aufbauend stellte er die Thesen aus seinem letzten Buch, Anthrax. Bioterror als Phantasma, vor. Ich habe das Buch leider nicht gelesen, aber im Wesentlichen ging es um eine Lacan'sche und vermutlich teilweise Foucauldianische Betrachtung des Phänomens Bioterror. Die Hypothese ist, dass Anthrax als ursprünglich "dummer, leerer Signifikant" durch Kollektivvorstellungen von der Stadt als Körper sich hervorragend zur Verbreitung von Angst eignet. Darauf aufbauend verfolgt er weiterhin, wie durch die Koppelung von Immigration und Seuchengefahr eine komplexe Mischung von Phantasmen und Realem produziert wird, an deren Ende Epidemiologie und Seuchenkontrolle mit Politik konvergieren. Sarasin stützt sich hierbei auf seine Sammlung von empirischen Material, z. B. einer Anzeige, in der Mischwesen aus Spritze und Bombe (leider konnte ich die Grafik im Internet nicht finden) eine klare Verbindung zwischen der Impfung gegen Anthrax und dem Krieg gegen den Terror herstellen.

Gerhart Baum ging auf Sarasins Thesen nicht weiter ein und redetete stattdessen allgemein über Terror (nicht zuletzte aus seiner Erfahrung des RAF-Terrors als Innenminister), Kriminalität und die Einschränkung von bürgerlichen Freiheiten. Diese Ausführungen waren höchst erfreulich und wenn sich Baums Position in der FDP durchsetzte, wäre sie eine nicht unattraktive Partei. Was mir vor allem positiv auffiel, dass Baum seine Kritik primär auf die deutschen Verhältnisse richtete und keine "hier alles alt-europäisch gut, in den USA alles Diktatur"-Position bezog.

Carolin Emckes Einlassungen zum Thema gingen teilweise in diese Richtung und so sah ich mich bemüßigt, Sarasin noch zu einer Einlassung zum Thema Instrumentalisierung und Intentionalität zu veranlassen. Seiner Foucauldianischen Position konsequent folgend unterstrich er, dass er -- in der Diskussion um sein Buch war ihm dies wohl öfter vorgeworfen worden -- keine Verschwörungstheorie vertrete. Es gebe keine dunkle Macht hinter dem Lauf der Geschichte, sondern nur lokale Intentionalitäten. Allerdings schränkte er diese These im konkreten Fall des Anthrax-Terrors wieder ein und meinte, dass in diesem Falle offensichtlich einiges "nicht ganz koscher" sei.

Ich würde sagen, der Ausflug an die Schaubühne hat sich gelohnt, wenngleich ich die Form der Podiumsdiskussion als eher unangenehm erlebt habe und die Besetzung mit Sarasin und Baum insofern etwas unglücklich war, als dass kein tiefer gehender Dialog im eigentlichen Sinne zustande kam. Manche Thesen Sarasins hätte ich gerne eingehender diskutiert, vielleicht ergibt sich eine solche Gelegenheit irgendwann einmal. Besonders spannend finde ich hierbei seine Verknüpfung von Lacan und Foucault. Was in Reizbare Maschinen noch etwas überflüssig erschien, ergibt in der Untersuchung von Phantasmen wie dem Bioterror Sinn und zeigt die Grenzen der Analysefähigkeit in Foucaults Kategorien auf. (Notiz an mich: irgendetwas zu Lacan machen)

Thursday, February 17, 2005

Ludwik Fleck

An dieser Stelle soll es wieder eine kurze Einschätzung (das Wort Rezension erschiene mir doch übertrieben) eines Buches zur Wissenschaftstheorie geben, nämlich von Ludwik Flecks Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache.

Dieses bereits 1935 erschienene Buch des polnisch-jüdischen Mediziners Fleck dürfte inzwischen vielen an Wissenschaftstheorie Interessierten bekannt sein -- ganz im Gegensatz zu Flecks Zeitgenossen. Die Rezeption nach der Veröffentlichung in Basel kann wohl am besten als "nicht vorhanden" charakterisiert werde und fand einen Aufschwung erst durch Thomas S. Kuhn, der in "The Structure of Scientific Revolutions" (1962) Fleck als einen wichtigen Einfluss aufführte. Wer Kuhns Thesen zur Entwicklung von Wissenschaft kennt, dem ist dieser Einfluss schnell offensichtlich -- die zentralen Konzepte von Fleck, Denkstil und Denkkollektiv, ähneln der Kuhn'schen scientific community und den paradigms sehr.

Ausgehend von einer historischen Betrachtung der Entstehung der modernen Vorstellung von Syphilis, zeigt Fleck sehr schön auf, warum Wissenschaft nicht adäquat als ein Prozess beschrieben werden kann, der ausschließlich von rationalen Kriterien bestimmt ist oder einer stringenten Entwicklungslinie folgt; Wissenschaft (und nicht nur diese! Fleck betrachtet seine Konzepte als allgemein soziologische Kategorien, die auch auf andere Denkkollektive wie etwa religiöse Gemeinschaften angewandt werden kann) ist in verschiedene gesellschaftliche Kontexte eingebettet, vor allem aber spielen auch strukturelle Regeln und Begrenzungen innerhalb der wissenschaftlichen Produktion (also die Denkstile) eine höchst signifikante Rolle.

Ich will auf die Inhalte an dieser Stelle nicht weiter eingehend und verweise stattdessen auf die ausführliche Zusammenfassung in der Einführung in die deutsche Ausgabe.

Insgesamt kann ich das Buch all denjenigen empfehlen, die sich dafür interessieren, wie sich die moderne Wissenssoziologie und Wissenschaftstheorie entwickelt hat. Wenngleich einem viele Hypothesen etwas überholt erscheinen mögen, ist immer wieder erstaunlich, welch modern anmutenden Konzepte Fleck bereits zu einem so frühen Zeitpunkt formuliert hat. Auch jenseits dessen ist die Lektüre des Buches durch Flecks schönen Stil mit einer Vielzahl an wohlklingenden Neologismen und Metaphern sehr angenehm: so spricht er vom "denkkollektiven Widerstandsaviso", dem "denkzwingenden Charakter des Denkkollektivs" oder von der "intrakollektiven Gedankenwanderung". Was den Lesegenuss deutlich trübt, ist die große Redundanz im Empirischen. Wie Schäfer und Schnelle in ihrer Einleitung bemerken, macht das Buch den Eindruck, recht hastig niedergeschrieben zu sein, was sich nicht zuletzt in seitenlangen Beschreibungen wissenschaftlicher Sachverhalte oder übertrieben langen Zitaten zeigt. Wenn man diese Teile aber überliest und sich auf die theoretischen Teile konzentriert, bleibt ein großer Gewinn: wer die Genese moderner Wissenschaftstheorie verstehen will, die oder der kommt nicht an Fleck vorbei.

Ludwik Fleck (1935/1980). Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache. Einführung in die Lehre vom Denkstil und Denkkollektiv. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

Friday, February 11, 2005

Doppelt hält besser?!

"'Doppelt hält besser' -- das hatten wir doch schon", mag der eine oder die andere beim Lesen der Übrschrift denken. Doch wer genau hinschaut, kann einen kleinen, für mich aber nicht unwesentlichen Unterschied erkennen: ein Fragezeichen hat sich in seine Ecke im Setzkasten zurückgezogen und lässt sein Geschwisterlein alleine mit dem kräftigen Ausrufezeichen1.
Doch im KLartext: das Projekt Doppelstudium hat an Konkretheit gewonnen und ist der Umsetzung zumindest ein wenig näher gekommen ist. Daran ist hauptsächlich Frau M "schuld": wie im letzten Post bereits angekündigt, habe ich mit ihr über die Angelegenheit gesprochen, und unerwarteterweise wurde sie ihrer ihr von mir zugedachten Rolle nicht im geringsten gerecht und überhäufte mich nicht etwa mit 20 guten Gründen gegen ein Doppelstudium, sondern hielt es vielmehr für eine gute Idee, über die sie auch schon nachgedacht habe. Doch damit nicht genug, machte sie mir zugleich auch noch Hoffnungen, dass die Umsetzung eventuell einfacher ist, als ich mir das vorgestellt hatte. Sie habe wohl von jemandem gehört, dass es möglich sei, das Diplom-Studium irgendwie so anerkennen zu lassen, dass man nur noch ein Hauptfach belegen müsse, um auf Magister zu studieren. Und damit wären die von mir formulierten Vorbedingung eigentlich sogar übererfüllt.

Der nächste Schritt wird jetzt wohl sein, dass ich zu versuchen werde, zu eruieren, ob und zu welchen Bedingungen diese Anerkennung meines Diplomstudiums möglich ist. Ich habe zwar die starke Befürchtung, dass das nicht einfach werden wird, aber das ist es auf alle Fälle wert. Fortsetzung folgt.

1: Das wäre doch übrigens ein schöner projektiver Test: Welches Satzzeichen wären Sie gerne? Ich würde mich wahrscheinlich für das Et-Zeichen oder die Tilde entscheiden.

Tuesday, February 08, 2005

Doppelt hält besser?!?

"Da hat er ja wieder mal eine Schnapsidee! In seinem ersten Blog-Eintrag schreibt er noch von den vielen gescheiterten Projekten, und jetzt kommt er mit so was! Und das gerade angesichts der Studiengebührenscheiße, über die er sich in den letzten Wochen ausgelassen hat. Neenee, ich versteh den nicht ..."

Ja, so könnte man vielleicht auf meine neusten Überlegungen zu meinem Studium reagieren und eigentlich wäre es mir auch ganz recht, darüber in eine reale Diskussion einzutreten, in der mir Leute energisch widersprechen (vielleicht am Mittwoch mit Frau M oder -- falls ich ihn jemals wieder telefonisch erreichen sollte -- mit Herrn L). Aber wozu habe ich schließlich mein Blog: besser eine schriftliche Selbstgesprächsdiskussion als eine nur im Kopf.

Doch genug der Vorrede, Sie brennen sicher schon darauf, zu erfahren, wovon ich eigentlich spreche.

Doppelstudium.


Ich gebe Ihnen ein wenig Zeit, damit sich das Wort setzen kann und Sie sich schon einmal die Konsequenzen einer solchen Entscheidung vergegenwärtigen können. Unterdessen plaudere ich schon einmal über die Konkretisierungen, die meine ersten Überlegungen schon durchlaufen haben. Wenn ich mich recht entsinne, hatte ich die Idee mit dem Doppelstudium schon einmal, im dritten oder vierten Semester (eventuell in Zusammenhnag mit Plan X, den ich hier nicht näher erläutern will); damals hatte ich großes Interesse an der FU-Ethnologie, hervorgerufen zum einen durch den Kontakt mit Ethno-Studis, zum anderen durch I's Seminare zu verwandten Themen (Notiz an mich: J oder L fragen). Ich kann leider nicht mehr genau rekosntruieren, warum ich den Plan fallen ließ, aber an guten Gründen hat es damals wie heute sicherlich nicht gemangelt.

Seitdem hat sich das Thema eigentlich nicht mehr ergeben und ich bin erst kürzlich wieder darauf gekommen; das hatte sicherlich zuvörderst mit meinen nicht-psychologischen Wahlfächern zu tun, die beide einen großen Reiz auf mich ausüben, und der damit verbundenen Bewusstmachung des beschränkten Horizonts auch innerhalb des Angebots der FU-Psychologie. Den letzten Ausschlag für eine ernsthafte Beschäftigung mit dem Thema war jedoch der letzte Samstag. Wie Sie unten stehendem Artikel entnehmen können, war ich mit meiner StipendiatInnen-Gruppe im Theater und zu fortgeschrittener Stunde sind einige von uns noch in eine Kneipe gegangen. Dort kam ich dann das erste Mal ausgiebiger mit F ins Gespräch, die selbst Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation auf Diplom und zusätzlich noch Philosophie und ein zweites Hauptfach, an das ich mich im Moment nicht erinnern kann, studiert. Mal abgesehen von der intellektuellen Faszination, die F auf mich ausübte (Props an die Stiftung dafür, dass ich solche Leute treffe), rückten ihre Erzählungen das Projekt Doppelstudium in eine Distanz, die mir nicht unwindbar erschien und zum Teil immer noch erscheint. Sie meinte, dass sie wohl insgesamt 14 Semester bis zum Abschluss benötigen würde, was für ein Doppelstudium eigentlich nicht so ungeheuer viel ist (zwei Semester mehr als der Durchnitt der FU-Psychos :-). Hinzu kommt, dass sie sozusagen zwei vollständige Studien absolviert, was ich mir unter Umständen ersparen könnte. Konkret habe ich mir nämlich überlegt, als Zweitstudium Europäische Ethnologie als Hauptfach und Wissenschafts- und Technikgeschichte und Psychologie als Nebenfächer zu studieren.

Und hier ist eigentlich auch der entscheidende Punkt: ich werde auf keinen Fall ein zweites Hauptfach studieren, das würde zu lange dauern. Gleichzeitig weiß ich nicht, ob es möglich ist, zugleich Psychologie auf Diplom und als Nebenfach zu studieren. F meinte, so eine Konstruktion habe es früher an der TU gegeben, inzwischen aber nicht mehr. Ich müsste jetzt erst einmal herausfinden, an wen ich mich überhaupt mit einer solchen Frage wenden kann.

Wenn es wirklich funktionieren würde, wäre die Versuchung sicher sehr groß. Ich denke, dass ich die damit verbundene Belastung bewältigen könnte, und vor allem verspreche ich mir sehr viel davon -- diese Fächerkombination würde mir eine sehr, sehr breite theoretische wie methodische Fundierung im Bereich der Wissenschaftsforschung verschaffen, die ich für sehr nützlich, wenn nicht gar notwendig erachte. Klar, ich könnte mir diese Dinge vielleicht auch auf andere Art und Weise aneignen, aber erstens ist das ohne die Struktierung eines Studium aus Erfahrung deutlich schwieriger und zweitens kann an ein zweiter Fetzen Papier vulgo Diplom sicher nicht schaden. Abgesehen davon geht es ja nicht nur um Karriere- oder abstrakte Aspekte, sondern auch darum, dass mir die Dinge viel Spaß machen.

Dagegen spricht neben der Belastung (vor allem wegen der Notwendigkeit des gleichzeitigen Brötchenverdienens) die zeitliche Streckung. Was habe ich nicht L im letzten Sommer vorgejammert, dass ich doch mein Studium straight durchziehen und unbedingt vor meinem dreißigsten Geburtstag promoviert haben müsse usw. usf. An diesem Punkt bin ich mir inzwischen aber nicht mehr so sicher -- die meisten Menschen, mit denen über den Aspekt gesprochen habe, widersprachen mir. Das allein heißt natürlich noch nichts, aber ich bin von meinen eigenen Argumenten inzwischen nicht mehr so überzeugt. (Notiz an mich: weitere Erkundigungen einholen)

Tja, Sie sehen, ich bin ein wenig ratlos, zugleich aber auch duraus euphorisch. In diesem Sinne werde ich nun versuchen, die "harte Seite" wie Zulassung, Anrechnung etc. genauer zu eruieren, um dann auf dieser Basis über die "weiche Seite" eine gute Entscheidung treffen zu können. Fortsetzung folgt ...

Sunday, February 06, 2005

Unterirdisches Theater

Hört, hört! Ich war im Theater! Und nicht etwa nur in einem Theatergebäude, wo dann etwas ganz unthetralisches stattfand, nein: im Berliner Ensemble bei einem echten Handke/Peymann-Stück. Das war die gute Nachricht, nun die schlechte: das Stück war ziemlich mies. Es ließe sich nun einwenden, dass ich als höchst spärlicher Theatergänger (auch dieses Mal war ich nicht aus eigener Initiative, sondern mit meiner Stipendiatinnen-Gruppe hingegangen) das doch gar nicht beurteilen könne und schließlich hätten die anderen Zuschauerinnen und Zuschauer doch immer gelacht, aber darauf lasse ich mich nicht ein. Das sagt gar nichts. Punkt.
Doch zur Kritik im Einzelnen (wer auch von fachkundigerer Seite ein ähnliches Urteil lesen will, begebe sich hierhin): Als der Vorhang sich hob, hatte ich noch ein ganz gutes Gefühl, das Bühnebild sah auf jeden Fall interessant aus -- ein längs halbierter U-Bahnwaggon, ganz in weiß, nahm die ganze Bühne ein und erzeugte eine gewisse Kino-Breitformat-Perspektive. Doch dann nahm das Übel seinen Lauf und die ersten Fahrgäste betraten das Abteil und nach kurzer Teil auch der Protagonist, der im Folgenden mit seinen Monologen den restlichen Abend füllen sollte. Diese Monologe waren die Beschimpfungen eines gescheiterten Spieß-Bürgers im Wortsinne, der in einer selbstgerechten Pose seinen Überdruss an seinen Mitfahrerinnen und Mitfahrern ausließ. Wie oben bereits erwähnt: das Publikum fand es toll und hat sich angesichts der durchaus vorhandenen Sprachmächtigkeit von Handkes Text köstlich amüsiert. Zu Beginn war dies ja noch erträglich, aber leider ging es immer und immer weiter, immer dieselben Ressentiments gegen Frauen, Wissenschaftler, Ausländer, Klerus, Jugend, Elend usw. usf. Es gab zwar ein wenig Abwechslung durch verrätselte Stationsnamen, mysteriöse Auspizien auf dem Bahnhof und das durchaus ansehnliche Mitspiel der im Hintergrund bleibenden Schauspielerinnen und Schauspieler, aber die Redundanz überwog deutlich. Nach ewig lang erscheinender Zeit fand die Katharsis endlich ihren Höhepunkt: die Mitfahrenden erfüllten dem Nörgler seinen Wunsch und ließen ihn allein in "seiner" Welt.

So weit, so schlecht. Wäre das Stück hiermit zu Ende gegangen, hätte man mit Erleichterung die zu engen BE-Sitze verlassen und sich der wirklichen Scheiß-Welt zuwenden können, aber nein: Herr Handke hat (natürlich!) noch etwas in petto. Ja, Sie mögen es schon geahnt haben: Der Spieß-Bürger litt an seiner Einsamkeit; was war er ohne die Objekte seines Hasses! Nach dieser Erkenntnis donnerte es bedeutungsschwanger und die Auspizien traten in Form der Frau mit dem seltsamen Hut wieder auf die Bühne. Und ja, Sie werden wieder ahnen, das ganze kehrte sich um und der Beschimpfende wurde zum Objekt der Beschimpfung und Lächerlichkeit -- gäääähn.

Der höhnende Abschluss war dann eine Szene, in der das Abteil verschwand, und es erschien stattdessen eine surreale Landschaft voller auf Stöcken stehende Ziffern einschließlich der Stimme Gottes mit klugen Sentenzen aus verschiedenen Ecken des Offs. Frage mich niemand, was da zu bedeuten hat; wahrscheinlich eine Art der Auflösung im Metaphysischen.

Und wo bleibt das Positive, Herr Kritiker? Ja, auch im BE darf man Kästner'sche Fragen stellen und ich habe sogar eine Antwort: Der Hauptdarsteller war echt gut. In der späteren Diskussion mit den anderen Studienstiftungsleuten kam er zwar schlecht weg, aber ich fand, dass er sehr gut zu der Rolle gepasst hat. Was er nicht konnte, war die Redundanz und Offensichtlichkeit des Stückes wettzumachen, aber das würde ich auch nicht erwarten, unterirdischer Text bleibt unterirdischer Text.

Thursday, February 03, 2005

Zeke

Pheeew, was für ein Abend! Hohe Erwartungen, die voll erfüllt wurden! Ja, genau, ich war auf einer Zeke-Show, letzten Dienstag im Kato. Ich hatte zuletzt ein bisschen gezögert, hinzugehen, da ich sehr viel um die Ohren hatte und dazu am Mittwoch der erste Tag meines Praktikums sein sollte. Da aber bereits mein Wochenende ziemlich beschissen gewesen war (Blockseminar), wollte ich mir die Gelegenheit, Zeke ein zweites Mal sehen zu können, nicht entgehen lassen. Das letzt Mal hatten sie vor zwei oder drei (R und ich haben es absolut nicht mehr zusammenbekommen) im Wild at Heart gespielt und seitdem sind R und ich sehr von ihnen überzeugt. Daher also unsere hohen Erwartungen und die Vorfreude.

Wir trafen uns um halb neun, um noch gemütlich vorher ein Bier trinken zu können und waren dann pünktlich um halb zehn zur ersten Band im Kato. Der Name hatte uns beiden nichts gesagt, und ich muss zugeben, dass ich gerade schon Schwierigkeiten hatte, mich wieder an ihn zu erinnern. Wenn mich nicht alles täuscht, hießen sie "The Roosters". Mein schlechtes Gedächtnis sollte nun niemandem Anlass sein, an der Qualität der Roosters zu zweifeln, ich fand sie ziemlich nett. Ihr Outfit und ihre Show zu beschreiben fällt seeehr leicht, indem man einfach "The Hives" sagt. Ich fand es ja teilweise echt übertrieben (weißer Anzug, Gamaschen, entsprechende Bühnenaction etc., aber wenigstens kein Schnurrbart), aber es hielt sich noch im Rahmen des Okayen. Über die Musik ließe sich ähnliches sagen, R fand sie etwas besser als ich. Meines Erachtens hatte sie sehr gute Parts, aber es haperte an den Songstrukturen, die Parts haben nicht immer so gut zusammengepasst. Aber wie gesagt: Sie waren echt gut.

Nach einer kurzen Pause haben dann Zeke losgelegt. Ich stand gerade noch mit R und einem halbvollen Bier am Tresen, und trotz Bierstürzens haben wir es kaum bis zum Ende des ersten Liedes geschafft :-) Was insofern aber auch nur bedingt richtig ist, als dass man bei Zeke live zwischen einzelnen Lieder eh nur schwer unterscheiden kann -- Songs gehen nahtlos ineinander über und eine Pause wird einem nur selten gewährt. Meine fiktive Band macht das übrigens genauso, außer wenn sie wie bei Strife in den Pausen zwischen den Songs Noise reinsampelt. Wenn man von ein paar Obercool-Deppen im Publikum absieht, war es wirklich großartig; sehr cool war auch die Ankündigung der "last chance to dance" nach etwas 25 minuten, was noch nicht mal die Hälfte des gesamten Auftrittes war. Nerviges halbherzig-hinter-der-Bühne-verschwinden-und-auf-Zugaberufe-warten blieb einem auch erspart; eine Zugabe haben sie gespielt. Über die Setlist kann ich nichts Genaueres sagen, aber ich habe keinen Hit vermisst.

Fazit: jedes Mal wieder! Wer noch die Möglichkeit hat, sollte sich Zeke nicht entgehen lassen (die Europatour hat gerade erst begonnen und geht noch bis weit in den März) und sich auch die Scheiben besorgen. Zu empfehlen sind auf jeden Fall "Kicked in the Teeth" und "Death Alley"; die neue, "'til the Living End" ist zwar teilweise etwas langsamer und (um das Wort, das in keinem Zeke-Artikel fehlen darf endlich einmal zu verwenden) etwas mehr Motörhead, aber etwas langsamer heißt bei Zeke eben immer noch 230 auf der linken Spur.