VV-Flashbacks
Wie angekündigt bin ich pflichtbewusst zur Info-Vollversammlung gegangen. Mein letzter Blog-Eintrag hatte mein Kommen noch etwas verzögert, aber ich war mir sowieso ziemlich sicher, dass man um halb drei sicher nocht nichts verpasst hast, wenn die VV auf zwei angekündigt ist. So war es dann natürlich auch -- der Hörsaal war passabel voll, aber die Versammlung hatte noch nicht begonnen. Zu meinem Erstaunen war ein relativ großes Presseaufgebot da, viele Fotografen (sic) und sogar Reuters TV mit zwei Kameras.
Gegen zwanzig vor drei ging es dann endlich los, der Arbeitskreis Hochschulpolitik hatte die Sache organisiert und leitete die Sitzung auch. Während die Tagesordnung vorgestellt wurde und darin das Wort "Resolution" erwähnt wurde, stellte sich bei mir zuerst eine kurze Gänsehaut ein, die dann aber umgehend in eine gewisse Erheiterung umschlug. Für die Uneingeweihten: "Resolution" ist auf studentischen Vollversammlungen immer derjenige Teil, während dem sich die Masse der Leute spätestens verzieht und bei dem es die beknacktesten Redebeiträge, Geschäftsordnunganträge und Zwischenrufe gibt. Ich kann nur jeder und jedem, die oder der selbst mal so eine Veranstltung durchführt und eine möglichst große Beteiligung an etwaigen Aktivitäten gewährleistet haben will, raten, auf eine Resolution entweder vollkommen zu verzichten oder zumindest einen vorher vorbereiteten, aus etwa vier Gemeinplätzen bestehenden Text in einem möglichst unauffälligen Verfahren abnicken zu lassen. Was in Resolutionen steht, interessiert außer denjenigen, die sie abstimmen, sowieso niemanden. Und das meine ich genau so, wie ich es sage, keine Relativierung, das ist so.
Nach Vorstellung der Tagesordnung gab es anlässlich des Jahrestages der Befreiung von Auschwitz eine Gedenkminute; sehr gute Idee, fand ich, und die Anwesenden haben sich auch anständig verhalten (keine Ahnung, ob das heute noch selbstverständlich ist). Nach der Gedenkminute gab es ein etwa fünfzehnminütiges Eingangsreferat von David Hachfeld(?), der in einer rhetorisch höchst angenehmen Art und Weise die aktuelle Situation darstellte. Die anschließende Debatte war wie zu erwarten: langweilig, recht kraftlos und teilweise einfach furchtbar: "Wir Studierende müssen eine Partei gründen!", "Wir müssen die SPD in ihrer kritischen Haltung stärken!", "Die Wahlalternative ist für Euch da!" usw. usf. Was mich etwas erstaunt hat, war, dass einige sich von den Gewerkschaften einiges versprachen; ich hätte nicht gedacht, dass die Gewerkschaften doch noch einen gewissen kritischen Ruf haben. Aber vielleicht waren es ja auch nur Mitglieder, die sich zu Wort gemeldet haben (*gesteh* ich habe mit dem Gedanken gespielt, der Versammlung die Solidarität des Landesauschusses der Studierenden zuzusichern. Aber da es dazu noch keinen Beschluss gab, habe ich es als anständiger GEWler natürlich gelassen ;-)
Da ich noch beim Auslandsamt vorbeiwollte und ich mir von weiterem Bleiben auch nichts versprach, bin ich gegen halb vier wieder gegangen. B hat mir beim abendlichen LASS-Treffen dann n erzählt, dass auch nicht mehr viel gelaufen sei, außer dass für heute und Sonntag Treffen an der Offenen Uni anberaumt wurden und es am 3.2., dem bundesweiten Aktionstag, auch in Berlin eine Demo geben soll.
Was soll man abschließend zu der Sache sagen? Klar, zum größten Teil war alles wie immer, nur schlimmer (SCNR). Das Schlimmere war meines Erachtens die recht lethargische Stimmung der Anwesenden, die ansonsten in der Frühphase des Protestes bisher eigentlich immer kämpferischer war. Man könnte vermuten, dass der Streik vom letzten Jahr, noch einigen eine demotivierende Erfahrung ist (kleine Skurilität am Rande: während der Debatte haben mehrmals Leute ernsthaft behauptet, der letzte Streik sei erfolgreich gewesen!). Ein anderer Faktor ist IMO, dass sich die meisten durch die aktuelle Beschlusslage des rot-roten Senates noch sicher fühlen und mit der Solidarität mit anderen, war es in Studi-Protesten ja noch nie weit her ...
Insofern bin ich einmal gespannt, wie sich die Situation weiter entwickeln wird. Ich bin pessimistisch, aber das ist ja auch nichts Überraschendes.
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