Flache Bewusstlosigkeit
Ich weiß nicht, was passiert ist,
weil die Zeit an mir vorbeizieht.
Fischmob -- Tranquilo
Der letzte Post liegt ein Weilchen zurück, und das hat mit meinem gegenwärtigen Zustand, der durch Überschrift und Zitat ganz gut ausgedrückt wird, zu tun. Zugegebenermaßen übertreibe ich damit zugleich wohl ein bisschen und es klingt dramatischer, als es ist, aber ich habe doch das Gefühl, dass die Zeit wirklich als bloß verschwommene Kontur an meinem Fenster vorbeijagt, ohne dass ich einzelne Blöcke unterscheiden kann. Diese flache Bewusstlosigkeit ist es dann auch, die dazu führt, dass ich die Bloggerei, die ihrem Wesen nach, mit ihrem Zeit- und Datumstempel, ein sehr guter Pflock in der Zeitachse ist, ein wenig vernachlässige -- ein Blog-Eintrag erfordert die Einhegung eines Zeitraumes, dessen Rekapitulation und seine schriftliche Niederlegung (zumindest in der Luftpumpenwelt).
Vielleicht sind es der freie Tag und die Aussicht auf ein mehr oder weniger freies langes Osterwochenende, die es mir ermöglichen, ein paar Zäune um die letzten beiden Wochen zu ziehen und zumindest in Kurzform das Berichtenswerte darzulegen.
Converge
Ah, mir läuft immer noch ein kalter Schauder den Rücken hinunter, wenn ich an letzten Freitag denke. Ursprünglich hatte ich schon letzten Samstag den Plan, einen ausführlicheren Bericht zum Converge-Auftritt im Kato zu verfertigen, aber ich wollte zuerst ein wenig Abstand gewinnen, um nicht allzu lobhudlerisch zu wirken. Nun habe ich allerdings festgestellt, dass die Euphorie kaum weniger geworden ist, was inder Konsequenz dann entweder für Converge oder gegen meine Reflexions- und Kritikfähigkeit sprechen muss. Ein Urteil hierüber will ich mir nicht erlauben.
Um es kurz zu machen: Bestes Konzert seit langem (ja, besser als Zeke; allerdings schwer zu vergleichen); erste Vorband, Undying, eher mäßig, Modern Life is War ziemlich gut; Publikum zuerst furchtbar (Windmühlen-Kickbox-Idioten), hat sich bei Converge aber zusammengenommen; Converge sind großartig, verzweifelt, abgehoben, toll. Der Rest entzieht sich der Diskursivierbarkeit, wenn ich nicht in die üblichen Phrasen verfallen will. Wen es interessiert: Sie wollen im Sommer wohl zwei alte Alben auf Doppelvinyl bei Deathwish veröffentlichen.
Assemblages, Parlamente, Thinge
Am Samstag war die Eröffnung von Making Things Public, der neuen Ausstellungvon Bruno Latour im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medienkultur. Darin soll es um neue Formen der Demokratie gehen, Formen, die Latour mit dem Namen Dingpolitik bezeichnet. H, der an der Vorbereitung der Ausstellung beteiligt war und auch einen Beitrag für den Katalog verfasst hat, war zur Eröffnung eingeladen und hat sich eher abwartend-skeptisch geäußert ("... abgefahrenes Zeug macht der da wieder ..."). Ich habe mir gestern ein kleines Merve-Bändchen von Latour zur Ausstellung gekauft und es auch schon durchgelesen. Insgesamt fand ich es recht interessant, Latour bringt einige Denkanstöße, allerdings verbleiben diese oftmals im arg Metaphorischen und Unkonkreten. Ich bin auf jeden Fall sehr auf den Katalog gespannt (noch ist er nicht fertig), da die Autorinnen und Autoren und die Titel der Aufsätze, auf die Latour verweist sehr viel versprechend klingen. Alles, was im STS-Bereich Rang und Namen hat und noch viele andere, haben einen Beitrag geschrieben -- insgesamt umfasst das Konvolut über 1000 Seiten. Wenn es gut läuft, kann ich die Ausstellung im Sommer im Rahmen des jährlichen Betriebsausflugs des M-Instituts besuchen, ansonsten würde ich es irgendwie auf eigene Faust versuchen.
No comments:
Post a Comment