Stoppt die Vorratsdatenspeicherung! Jetzt klicken & handeln!Willst du auch bei der Aktion teilnehmen? Hier findest du alle relevanten Infos und Materialien:

Thursday, March 24, 2005

Flache Bewusstlosigkeit

Ich weiß nicht, was passiert ist,
weil die Zeit an mir vorbeizieht.

Fischmob -- Tranquilo


Der letzte Post liegt ein Weilchen zurück, und das hat mit meinem gegenwärtigen Zustand, der durch Überschrift und Zitat ganz gut ausgedrückt wird, zu tun. Zugegebenermaßen übertreibe ich damit zugleich wohl ein bisschen und es klingt dramatischer, als es ist, aber ich habe doch das Gefühl, dass die Zeit wirklich als bloß verschwommene Kontur an meinem Fenster vorbeijagt, ohne dass ich einzelne Blöcke unterscheiden kann. Diese flache Bewusstlosigkeit ist es dann auch, die dazu führt, dass ich die Bloggerei, die ihrem Wesen nach, mit ihrem Zeit- und Datumstempel, ein sehr guter Pflock in der Zeitachse ist, ein wenig vernachlässige -- ein Blog-Eintrag erfordert die Einhegung eines Zeitraumes, dessen Rekapitulation und seine schriftliche Niederlegung (zumindest in der Luftpumpenwelt).

Vielleicht sind es der freie Tag und die Aussicht auf ein mehr oder weniger freies langes Osterwochenende, die es mir ermöglichen, ein paar Zäune um die letzten beiden Wochen zu ziehen und zumindest in Kurzform das Berichtenswerte darzulegen.

Converge

Ah, mir läuft immer noch ein kalter Schauder den Rücken hinunter, wenn ich an letzten Freitag denke. Ursprünglich hatte ich schon letzten Samstag den Plan, einen ausführlicheren Bericht zum Converge-Auftritt im Kato zu verfertigen, aber ich wollte zuerst ein wenig Abstand gewinnen, um nicht allzu lobhudlerisch zu wirken. Nun habe ich allerdings festgestellt, dass die Euphorie kaum weniger geworden ist, was in
der Konsequenz dann entweder für Converge oder gegen meine Reflexions- und Kritikfähigkeit sprechen muss. Ein Urteil hierüber will ich mir nicht erlauben.

Um es kurz zu machen: Bestes Konzert seit langem (ja, besser als Zeke; allerdings schwer zu vergleichen); erste Vorband, Undying, eher mäßig, Modern Life is War ziemlich gut; Publikum zuerst furchtbar (Windmühlen-Kickbox-Idioten), hat sich bei Converge aber zusammengenommen; Converge sind großartig, verzweifelt, abgehoben, toll. Der Rest entzieht sich der Diskursivierbarkeit, wenn ich nicht in die üblichen Phrasen verfallen will. Wen es interessiert: Sie wollen im Sommer wohl zwei alte Alben auf Doppelvinyl bei Deathwish veröffentlichen.

Assemblages, Parlamente, Thinge

Am Samstag war die Eröffnung von Making Things Public, der neuen Ausstellung
von Bruno Latour im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medienkultur. Darin soll es um neue Formen der Demokratie gehen, Formen, die Latour mit dem Namen Dingpolitik bezeichnet. H, der an der Vorbereitung der Ausstellung beteiligt war und auch einen Beitrag für den Katalog verfasst hat, war zur Eröffnung eingeladen und hat sich eher abwartend-skeptisch geäußert ("... abgefahrenes Zeug macht der da wieder ..."). Ich habe mir gestern ein kleines Merve-Bändchen von Latour zur Ausstellung gekauft und es auch schon durchgelesen. Insgesamt fand ich es recht interessant, Latour bringt einige Denkanstöße, allerdings verbleiben diese oftmals im arg Metaphorischen und Unkonkreten. Ich bin auf jeden Fall sehr auf den Katalog gespannt (noch ist er nicht fertig), da die Autorinnen und Autoren und die Titel der Aufsätze, auf die Latour verweist sehr viel versprechend klingen. Alles, was im STS-Bereich Rang und Namen hat und noch viele andere, haben einen Beitrag geschrieben -- insgesamt umfasst das Konvolut über 1000 Seiten. Wenn es gut läuft, kann ich die Ausstellung im Sommer im Rahmen des jährlichen Betriebsausflugs des M-Instituts besuchen, ansonsten würde ich es irgendwie auf eigene Faust versuchen.

Saturday, March 12, 2005

Support haGalil.com -- Unterstützt haGalil.com

Sorry to annoy you, but I have sound reasons: maybe you have heard of the only german Jewish online-magazine haGalil.com, but since I suppose that you haven't, let me say some words about them:

They have been founded in 1995 and during the years become the largest European Jewish online-magazine. They provide a wide range of information on Jewish life around the world as well as on anti-semitism. They have been partly funded by the German federal government as part of the "rebellion of the decent", a government initiave against right-wing extremism. However, this funding will be ended this year, supposedly because there has been some disagreement among the society behind haGalil. I don't want to speculate if that is the true reason, yet, the current situation is highly problemtatic for haGalil and since I regard their website as of highest value I strongly recommend that you visit their site, get your own impression and then, hopefully, support their site in whatever way you can. Thanks!

--
Es ist ja nicht unbedingt meine Art, Aufrufe zu starten oder zu Spenden aufzufordern, in diesem Fall ist dies jedoch anders, da das entsprechende Projekt mir sehr am Herzen liegt. Es geht um das jüdische Online-Magazin haGalil.com. Da ich vermute, dass viele es nicht kennen, will ich kurz ein paar Worte über den Inhalt und den Anspruch von haGalil verlieren:

Das Magazin wurde 1995 gegründet und berichtet seitdem sowohl über vielfältige Aspekte jüdischen Lebens in Europa und der ganzen Welt sowie auch über Antisemitismus. Bisher wurde sie zum Teil von der Bundesregierung mitfinanziert, die haGalil im Rahmen des so genannten "Aufstandes der Anständigen" in ihr Förderprogramm aufgenommen hatte. Diese Unterstützung soll nun jedoch gestrichen werden. Vordergründig geht es hierbei um Streiteren bei den Trägervereinen von haGalil, ob dies jedoch der wahre Grund ist, weiß ich nicht, und in der Konsequenz ist es auch egal. Die Konsequenz ist nämlich, dass das Fortbestehen von haGalil akut gefährdet ist. Deswegen rufe ich auf diesem Wege alle auf, sich die Seite anzuschauen, sich ein eigenes Urteil zu bilden und haGalil dann hoffentlich auf welchem Wege auch immer zu unterstützen. Danke!

Sunday, March 06, 2005

Für Fans. Nur für Fans.

Eigentlich mag ich sie. Finde sie sogar ziemlich gut. Obwohl sie nicht so ganz meinen sonstigen Hörgewohnheiten entsprechen. Ja, Oma Hans machen echt guten Punkrock mit sehr netten Texten. Und am Freitag sollten sie im Festsaal Kreuzberg aufspielen.

Da R und P mir immer wieder von den tollen Konzerten von Oma Hans vorgeschwärmt hatten und der Preis genau an der Zehn-Euro-Schmerzgrenze lag, entschloss ich mich, mir das ganze einmal anzuschauen. Nach einem ziemlich anstregenden Tag und einiger kommunikationsbedingter Hektik, schlugen wir also im Festsaal auf. Dort fanden früher (und vielleicht immer noch) vor allem türkische Hochzeiten aus und so sieht das Gebäude von außen auch aus. Innen ist es sehr nett, nicht zu groß und vor allem eine drei Seiten des Raumes umschließende Empore für die älteren Besucherinnen und Besucher und die Bootlegger.

Wir waren deutlich zu früh und vergnügten uns deswegen noch ausgiebig am Bierstand, sodass ich gar nicht merkte, dass die erste Band (sorry, keine Ahung, wie sie hießen) irgendwann schon zu spielen begonnen hatte. Da sie aber recht nett klangen, platzierte ich mich seitlich vor der Bühne. Das restliche Publikum nahm die Kapelle freundlich, aber auch nicht euphorisch auf. Als ich nach dem Auftritt mit P über seine Meinung sprach, lieferte eine treffende Beschreibung: "Klingen wie 'ne Mischung aus Tocotronic und Zitronen." Über meinen Einwurf, dass sie wie eine gute Mischung aus den beiden klängen, konnten wir uns dann allerdings nicht mehr einigen.

Dann war es soweit, Herr Rachut und seine Mitspieler betraten die Bühne. Und begeisterten das zahlreich anwesende Publikum von Beginn an. Ich hatte mich auf Halbdistanz postiert und nahm eine abwartende Haltung ein. Dadurch, dass ich die Stücke zumeist kannte, habe ich mich zu Beginn gut amüsiert, nach einer Weile wich diese Stimmung jedoch einer gewissen Langeweile. Grund hierfür war die Bühnenperformance bzw. deren Nicht-Vorhandensein -- Oma Hans standen eigentlich nur herum und spielten ihr Ding. Keine Show (muss ja auch nicht sein), keinerlei Interaktion mit dem Publikum, nicht einmal Ansagen. R meinte später, dass dies vielleicht ein absichtliches Statement im Sinne "wir sind eine unkommerzielle Band und beugen uns den Konventionen des Genres nicht" gewesen sei, was ich mir zwar schon vorstellen kann, aber angesichts der Tatsache, dass sie sogar eine Zugabe spielten, finde ich es nicht sehr überzeugend. Meine Interpretation ist, dass sie genau wussten, dass sie eine sehr treue AnhängerInnenschaft habe und deswegen auch nicht mehr machen müssen. Oder, um es etwas böswilliger in einem Wort zu sagen: Slayer.

Also, Kinder: Nur zu Omma gehen, wenn ihr sie wirklich lieb habt, und nicht weil ihr euch erhofft, dass sie euch ein paar Showeinlagen zusteckt.