Exzellenz und 21 Millionen
Wer es noch nicht gehört hat: die gute alte FU hat es in die zweite Runde des berüchtigten Exzellenzwettbewerbs aka Brain Up! Deutschland sucht die Superuni geschafft. Entgegen dem Urteil der meisten Auguren, die die FU wohl eher abgeschrieben haben. Sollte(!) die FU auch noch die zweite Runde überstehen, bekäme sie im Jahr zusätzliche Mittel im Umfang von 21 Millionen Euro. Fichtenberg hat sich das einmal genauer angeschaut und kommt zu einem recht vernichtenden Urteil: 21 Millionen seien eh nur ein Tropfen auf den heißen Stein und abgesehen davon würden die Mittel dann vermutlich auch noch nutzlos für überbezahlte Profs ausgegeben.
Ich sehe das durchaus differenzierter: zum einen sind 21 Millionen pro Jahr immerhin mehr als 7 Prozent der Mittel, die das Land Berlin an die FU bezahlt. Ob man damit nun das "Oxford in Dahlem" schafft, mag mit gutem Recht bezweifelt werden, unerheblich ist die Summe aber nicht. Außerdem ist die FU ja noch mit einem Exzellenzcluster und einer Graduiertenschule in den anderen Förderlinien des Wettbewerbs im Rennen.
Zum anderen ist natürlich wirklich die Frage, wozu man das Geld einsetzt. Grundsätzlich finde ich es nicht verwerflich, sich um internationales Spitzenpersonal zu bemühen. Die Behauptung von Fichtenberg, dass deutsche Profs nicht unterbezahlt seien, teile ich so pauschal nicht. Im europäischen Vergleich mögen sich die deutschen ja durchaus im oberen Bereich befinden, aber ob man deswegen gut finden muss, dass gerade NeueinsteigerInnen weniger verdienen als ihre Kollegen an Schulen und Gerichten? Angesichts der langen, brotlosen Ausbildung und des damit einhergehenden Risikos, die mit der Entscheidung für die Prof-Laufbahn verbunden ist, finde ich eine angemessene Bezahlung durchaus gerechtfertigt.
Außerdem:
Ist der Prof aus Harvard (bzw. der, der nach Harvard abzuwanden droht) wirklich um so viel Klassen besser als der aus Buxtehude?Vielleicht. Wenn ich mir das Lehrpersonal hier so anschaue und mit dem an der FU vergleiche, würde ich auf jeden Fall zu einem "Ja" tendieren. Ein wichtiger Faktor ist dabei übrigens nicht eine prinzipielle Überlegenheit des amerikanischen Hochschulsystems, sondern zu einem großen Teil sicherlich das überkommenen Berufungsverfahren in Deutschland. Die Austrockung des akademischen Mittelbaus, die unterhalb der Professur praktisch keine dauerhaften Beschäftigungsmöglichkeiten eröffnet, verschärft die Situation sicher noch.
Statt einen überbezahlten Prof könnte man auch fünf "normalbezahlte" einstellen - und/oder Bücher anschaffen, Räumlichkeiten ausbauen, Laptops bereitstellen.Fünf normale für eine Elite? So gut wird das Personal hier in der Regel auch nicht bezahlt. Die Frage, ob man das Geld lieber für (Spitzen-)Profs ausgibt oder für Bücher, Räume und Laptops verliert dadurch aber nicht an Relevanz. Ich maße mir keine allgemeinverbindliche Antwort an, aber was vielleicht zu bedenken ist, dass es hochqualifiziertem Personal besser gelingen könnte, diejenigen zusätzlichen Drittmittel einwerben zu können, mittels derer man eben diese Materialien anschaffen könnte. Ja, ich bin ein vielleicht ein naiver Optimist, aber ob es besser ist, mit einem Laptop in einem überfüllten Seminar bei einem lausigen Prof zu sitzen als ohne...?